Stichwort: | öffentlicher Raum und Altstadt | ||
Auslober: | Ville de Fribourg | ||
Ort: | Fribourg FR | ||
Verfahren: | Projektwettbewerb 2015, 3. Preis | ||
Produktdesigner: | Frédéric Dedelley, Zürich | ||
Lichtplaner: | Vogtpartner, Winterthur | ||
Kurzbeschrieb: | Die mittelalterliche Zähringerstadt Fribourg weist eine planmässige Abfolge von Gassen, Strassen und
Plätzen auf. Das gleichwertige Nebeneinander von variierenden Plätzen und Gassen ist auffallend. Ein starker Zusammenhang der Strassenräume
ist vor allem im Burgquartier erlebbar. Die Gründerstadt öffnet sich an vier Orten gegenüber der späteren Stadterweiterung. Dort markieren präzise Massnahmen und wiederholende Momente/Elemente den Eintritt ins Burgquartier. Der Altstadt-Raum setzt sich aus den drei Komponenten Stadtboden, Gebäudevolumen/-fassaden (les façades bâties) und dem Himmel zusammen. Nachdem der motorisierte Verkehr nun dank der neuen Poya-Brücke weitgehend aus der Altstadt entfernt wurde, kann dieser Fussboden wieder als Bühne für das städtische Leben und als horizontaler Sockel der Häuser gestaltet werden. Der alten und reichen Tradition des Pflasterhandwerks in Freiburg folgend, schlagen wir vor, den Boden der Altstadt mit Natursteinpflaster mit differenziertem Fugenbild zu pflastern. Dabei sollen die jeweiligen räumlichen Charakteristika der spezifischen Situation gestärkt und unterstrichen werden. Für die linearen Strassenräume wird Reihenpflaster aus lokalem Material rechtwinklig zu den Fassaden und mit Gefälle ungefähr zur Strassenmitte verlegt und dort durch einen andersfarbigen Wasserstein getrennt. Dadurch erhalten die Gassen eine fast textile Struktur und Betonung ihrer Richtung. Platzartige Räume werden im Gegensatz dazu in Teilflächen mit gemeinsamem Zentrum aufgeteilt. Die Teilung erfolgt wiederum durch den gleichen Wasserstein. Dieser Wasserstein aus gelblichem Muschelkalk formt und betont jeweils auch den Gefällswechsel. Somit ist das Muster der Gestaltung auch identisch mit der Funktion der Entwässerung. Individuelle Gestaltungen vor und im Eingangsbereich der Gebäude, wie Podeste, Absätze, Treppen, bleiben in ihrer Heterogenität und Vielfalt erhalten und werden je nach topografischer Situation oder Bedeutung der Gebäude auch wieder ergänzt. Durch den neuen Stadtboden, der von Fassade zu Fassade läuft, wird die Aneignung und Bespielung dieses Raums überall möglich, unabhängig von der heute aktuellen Erdgeschossnutzung. In der Gründungsstadt werden keine Baumpflanzungen vorgeschlagen. Ein Engagement der Anwohner, im hausnahen Bereich mit Kübelpflanzen und Kletterrosen an den Fassaden grüne Akzente zu setzen, wie es in Fribourg schöne Beispiele gibt, wird aber begrüsst. Wir schlagen vor, den westlichen Anbau von 1942 der Ancienne Poste (Douane) wieder zu entfernen, um dem Gebäude seine wohlproportionierte Fassade an der Place Sainte-Catherine zurück zu geben. Es soll im Erdgeschoss eine öffentliche Nutzung mit Bistro und im Obergeschoss ein Quartierzentrum erhalten. Damit wird die Place Sainte-Catherine physisch und kulturell wieder zum Herzstück der Bourg. Die Fontaine de la Vaillance wird in die Platzmitte versetzt und durch ein Wasserbecken, das auch zum Spielen einlädt, neu interpretiert. Der Kopf der Zähringerbrücke als Auftakt zur Altstadt wird auf seine klassische Grundform zurückgeführt und ebenfalls durch eine Brunnenanlage betont: die beiden Rechteck-Brunnen, die ehemals am Portikus der Hängebrücke auf der Stadtseite standen und heute seitlich auf der Terrasse platziert sind. Bourg, Ideenperimeter Die Verkehrsberuhigung (Begegnungszone) der Rue de Morat (ab Varis) und Rue des Alpes (ab Rue de Lausanne) erlaubt es, diesem Bereich der Bourg ebenfalls eine neue Identiät mit seiner Abfolge von schönen Plätzen, Strassen und Gassen zu verleihen. Die neu gepflanzte Linde bildet den Auftakt in die Begegnungszone im Südwesten und betont diesen wichtigen Schnittpunkt mehrerer Gassen und Strassen. Die Place de Notre-Dame wird wiederum als Einheit um die Kirche herum gelesen. Ein Baumraster, welches durch Pflästerungstreifen unterstrichen wird, formuliert den Platz in seiner vollen Grösse. Einer der Rasterpunkte wird mit der Fontaine de Samson bespielt, damit kommt sie wieder in die Nähe ihres ursprünglichen Standortes zu liegen. Als Pendant zum Baumraster erhält die Place des Ormeaux ihr historisches Baumgeviert zurück und Père Girard blickt von Neuem auf diesen wichtigen Ort zwischen den beiden Plätzen. Die Bäume der Place des Ormeaux (es könnten dank der neuen resistenten Züchtungen statt Linden auch wieder Ulmen sein) stehen in einer grossen Kiesfläche, eingefasst von einem breiten Belagsrahmen, wie in der ursprünglichen Anlage. Ein attraktiver Kinderspielplatz kann hier im Zusammenspiel mit den kommerziellen und gastronomischen Nutzungen des Arkadengebäudes installiert werden. Die Rue de Morat zwischen den historischen Altstadttoren wird als Abfolge von Platzsituationen gestaltet und nach der Verlagerung des Verkehrs vor allen Dingen geklärt, dabei variieren Material und Breite der Beläge je nach Situation und räumliche Bezüge werden gestärkt. |
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